
„Mach denselben Fehler nie zweimal“, sagen wir uns und wissen dabei: Aus Fehlern lernen wir. Allerdings reden wir ungern über eigene Niederlagen, wenn die berufliche Existenz damit zusammenhängt. Philipp Hartmann sieht das anders und spricht mit uns über das erfolgreiche Scheitern.
Philipp Hartmann ist Gründer mehrerer Unternehmen und Gesellschafter der Rheingau Ventures, wo er mit seiner Expertise Startups berät und erfolgreich macht. Bevor er selbst unter anderem als Beteiligter bei Lieferando echte Erfolge verzeichnen konnte, musste er die Erfahrung machen zu scheitern. Darüber wollen wir mehr wissen:
Hi Philipp! Bevor wir auf Deine erste Gründung zu sprechen kommen: Wie definierst Du den Begriff des Scheiterns?
Für mich bedeutet „Scheitern“ grundlegend, ein vorab gestecktes Ziel nicht erreichen zu können. Ich verbinde damit aber auch immer eine Phase der Manöverkritik: Eine Zeit, in der man gemachte Fehler Revue passieren lässt und reflektiert. Schließlich steckt im Scheitern für mich immer eine gehörige Portion positive Energie, um beim zweiten Anlauf aus Fehlern gelernt zu haben und es besser zu machen.
Deine erste Gründung war die Social Community sportme, die 2010 insolvent gegangen ist. Wie ist es dazu gekommen?
Natürlich gab es nicht den einen Grund, warum mein erstes Startup nicht geklappt hat – es war eher eine Aneinanderreihung verschiedener „First Time Founder Mistakes“: zu viele Gründer, zu wenig Anteile in Managementhand, massive Überschätzung des Zielmarktes – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Im ersten Moment des Scheiterns habe ich viele dieser Fehler zunächst auf mich und meine Mitgründer projiziert. Aber: Mit etwas Abstand und einer genauen Fehleranalyse habe ich viel daraus lernen können.
Was wäre das zum Beispiel?
Mein wohl wichtigstes Learning aus dieser Zeit war, schnell die Reißleine zu ziehen, wenn etwas einfach nicht klappen will. Bitte nicht falsch verstehen: Wenn eine Sache auf Anhieb nicht gelingt, heißt das nicht, dass da überhaupt nichts draus wird. Aber mit der gemachten Erfahrung weiß ich heute, wann ein guter Zeitpunkt ist, ein Projekt zu beerdigen und stattdessen seine Energie auf andere Themen zu konzentrieren.

Philipp Hartmanns erstes Startup ging insolvent, danach kamen viele Erfolge. Für ihn gilt: „Nur wer ein unternehmerisches Risiko eingeht, wird am Ende belohnt.“
In Deutschland reden wir nicht so gerne über das Scheitern – eine Ausnahme bilden etwa die Fuck Up Nights, wie sie auch in Berlin stattfinden. Müssen wir uns hierfür mehr sensibilisieren?
In der Tat. Hierzulande ist scheitern weiterhin meist negativ konnotiert, leider! Dabei gehört es für mich persönlich, für meine Gesellschafter und meine Co-Investoren – gerade im Venture Capital Geschäft – zwingend mit dazu! Viele professionelle Fonds werben in ihren sogenannten Anti-Portfolios sogar damit, etwas falsch gemacht zu haben: Sie präsentieren die Deals, die ihnen durch die Lappen gegangen sind. Denn: Nur aus solchen Fehlern lernt man und kann seine zukünftigen Entscheidungen besser treffen.
Was wir dabei aber nicht vergessen dürfen: Man kann auch noch so erfahren sein, niemand wird jemals komplett fehlerfrei arbeiten – weder in vermeidlich „gesetzten“ Firmen, noch in ultra-dynamischen Startups.
Aus Angst zu versagen lassen viele Leute vermutlich eher ein Projekt sein, anstatt es anzupacken. Was kann ich mir sagen, damit mich solche Sorgen nicht vom Gründen abhalten?
Jede Idee, die nur gedacht wurde, ist für mich eine verpasste Chance. Es gehört mit dazu, ein unternehmerisches Risiko einzugehen, denn nur so kannst Du am Ende belohnt werden. Natürlich solltest Du dabei immer abwägen, wie groß das Risiko ist und ob Du bereit bist, es einzugehen. Mein Tipp: Definiere klare „Cut Off Lines“ – also Grenzen, die Du nicht überschreiten möchtest. Solltest Du diese erreichen, dann ist es besser, das Projekt komplett zu beenden.
Aber noch mal: Nur über etwas zu reden, wird nichts bringen. Man muss seine Ideen schon umsetzen und etwas wagen. Und am Ende wird man immer für dieses unternehmerische Risiko belohnt – das ist nur eine Frage des richtigen Scheiterns.
Danke, Philipp, für das Gespräch!
Übrigens: Ein erster Schritt für die Gründung ist die Website, mit der Du Dein Angebot präsentierst und die Nachfrage testest – siehe dazu auch die sechste Frage in diesem Artikel. Hierzu hat uns Philipp Hartmann verraten, dass er und seine Portfoliofirmen gerne auf den STRATO Webspace zurückgreifen, „um schnell und zuverlässig unseren ersten Webauftritt live zu schalten. Und da alles immer reibungslos klappt, gilt für uns never change a running system“.