
Das Browser-Add-On „Web of Trust“ scheint alles andere als vertrauenswürdig zu sein. Hätten Betroffene das besser wissen können? Wir haben mit unseren Experten gesprochen, worauf Du bei Software achten solltest.
Das NDR-Magazin „Panorama“ berichtet in der ARD ausführlich über die Hintergründe und Konsequenzen des Browser Add-Ons „Web of Trust“ (WOT). Das Tool soll Schutz im Internet bieten und sorgt dennoch aktuell für Schlagzeilen, weil es detaillierte personenbezogene Daten weitergegeben haben soll – ohne dies kenntlich zu machen. Die Konsequenz: Sensible Daten von über drei Millionen Usern in Deutschland sind bei Zwischenhändlern gelandet. Das Unternehmen Web of Trust möchte indes die Vorwürfe des NDR prüfen, berichtet heiseonline.
Sicherheit im Web ist uns ein zentrales Anliegen. Deswegen empfehlen wir: Wenn Du WOT installiert hast, solltest Du es sofort löschen. Schau Dir auch andere Add-Ons für Deinen Browser bzw. Deine Browser kritisch an. Es gilt die Regel: Weniger ist mehr. Unsere STRATO Mitarbeiter Tim Jurchen (Product Owner strato.de, links im Bild oben) und Antony Peckham (Abteilungsleiter Webdesign, rechts im Bild) geben Dir Hinweise, worauf Du in Zukunft bei Software achten kannst. Wichtig: Die Hinweise sollen helfen, kritisch mit Software umzugehen. Eine 100%ige Sicherheit können sie in einem Fall wie WOT nicht bieten, wie der Fall durch die investigativen Recherchen vom NDR aufzeigen.
1. Kostenlos ist nicht gleich geschenkt
„Wenn ein Unternehmen ein Produkt kostenlos anbietet, sollte sich jeder kritisch die Frage stellen, warum es das tut“, sind sich Antony und Tim einig. „Am Ende bezahlen wir zwar nicht mit Geld, dafür mit anderen Währung – unseren Daten.“
Grundlegend gilt: Prüfe und lese Datenschutzbestimmungen, die zu einer Software gehören. Der Haken bei WOT ist, dass das Unternehmen angegeben hat, die Daten anonymisiert weiterzugeben. Diese Angabe hat es laut Panorama-Bericht nicht gehalten.
2. Prüfe Bewertungen und Meinungen
Bevor Du eine Software installiert, lohnt ein Blick auf die Bewertungen und Rezensionen anderer. In erster Linie empfehlen sich hier journalistische Leitmedien und Kommentare. Die offiziellen Software-Stores, zum Beispiel für Erweiterungen bei Firefox, geben weitere Hinweise auf die Qualität einer Software: Die Anzahl der Sterne gibt hierzu eine erste Aussage. Auch hier darfst Du kritisch sein: Kommen stark positive Bewertung vom Hersteller selbst oder von Personen, die dem Hersteller nahe stehen? Kommen sehr negative vielleicht von der Konkurrenz?
Bei Bedenken solltest Du weiter recherchieren: Gibt es Artikel im Web zur Software, die Zweifel ausräumen oder bestätigen?
Problematisch ist, dass WOT bei namhaften Computermagazinen und wie auch in Bewertungen auf dem Downloadportal bis vor kurzem gut abgeschnitten hat. Das hängt schlicht damit zusammen, dass das Tool seine funktionale Aufgabe auch erledigt hat. Bis vor den Recherchen von „Panorama“ war das Ausmaß zu personenbezogenen Daten intransparent. Deswegen solltest Du Dich auch nach der Installation von Software regelmäßig weiter informieren, zum Beispiel bei IT-Leitmedien wie heise.de, golem.de oder t3n.de. Ein Blick auf netzpolitik.org lohnt sich, um zur allgemeinen Datenschutzpolitik informiert zu sein.
3. „Häkchen-Frage“: Achte auf mögliche Fallstricke
Lies Hinweise gut durch: Sowohl auf der Homepage von Anbietern als auch beim Installationsprozess. Manche Software installiert und aktualisiert sich, ohne dass Du es bewusst wahrnimmst. Das kann eine Toolbar für Deinen Browser sein, die sich über eine andere Software eingeschlichen hat. Potentiell stellt diese Toolbar dann eine Sicherheitslücke dar.
Lass Dich nicht verwirren: Bei der Installation musst Du vielleicht eine Einstellung mit einem Häckchen bestätigen. Es kommt vor, dass der Hersteller Dich dabei verwirren möchte: „Wenn Du nicht möchtest, dass die Toolbar nicht installiert wird, dann…“
Übrigens: Wer solche verwirrenden Fragen stellt, sollte kritisch beäugt werden. Frag Dich, ob Du das Programm wirklich benötigst.
Alternativen zu WOT?
Hätten Betroffene es besser wissen können? Unseren Kollegen Tim und Antony nach müsste die Antwort „Jein“ lauten: Zwar sollte kostenlose Software misstrauen wecken. Aber wenn Datenschutzbestimmungen nicht gehalten werden, handelt es sich um Betrug.
Beide empfehlen, bei zweifelhaft wirkender Software lieber auf etablierte Dienste zurückzugreifen – auch wenn Du sie bezahlen musst. Als Alternative kommt zum Beispiel professionelle Antiviren-Software infrage, die auch Webpakete mit anbieten. Also Add-Ons für Browser.
Wenn Du zusätzlich auf Nummer Sicher gehen willst: ZEIT-Online erklärt Dir, wie Du Deinen Browser-Verlauf schützt. Auch Netzpolitik.org hat Tipps zum Thema zusammengefasst.
Benutzt Du bestimmte Add-Ons für Sicherheit, und wenn ja: welche? Schreib gerne einen Kommentar und teile uns Deine Erfahrungen mit.